Großartige Augenblicke, viele Emotionen, aber das toppt alles

Und bis heute gibt es an 2 Händen abzählbare Gelegenheiten, wo ich mehr als 4 Räder brauchte um von A nach B zu kommen. Letztes Wochenende war eine dieser Gelegenheiten. Und es war auch nur eine Vernunftsentscheidung auf die Deutsche Bahn zurückzugreifen, denn die Straßen in Richtung Süden sind doch freitags Nachmittags nicht wirklich bekannt für Gemütlichkeit und kein Garant für stressfreie Reisezeit. Positiv überrascht war ich hingegen von der Bahnfahrt -trotz 4x umsteigen- von Köln nach Friedrichshafen. Hatte ich kurz vor Stuttgart der freundlichen Lautsprecherstimme entnommen, dass wir aufgrund einer „Nicht vorhergesehenen Störung“ mit 8 Minuten Verspätung Stuttgart erreichen und die dortigen Anschlussverbindungen eigentlich alle nicht erreicht werden, war ich doch froh, dass ich noch bis Ulm fahren konnte und als passionierter Autofahrer geht man ja davon aus, dass man das locker mit 10 km/h mehr als erlaubt sicher wieder rausfahren kann. Nun gut - Züge haben zwar keinen Stau, aber Züge müssen sich an Regeln halten und sonst ist da halt auch schon mal ein Zug wo keiner sein sollte und nein, wir werden die Verspätung garantiert nicht wieder rausfahren, aber bis Ulm ist ja noch ein Weilchen. So schloss die Zugführerin mit den Worten „bezüglich der Anschlusszüge in Ulm informiere ich Sie dann zu gegebener Zeit.“


Zeit… Zeit hatte ich genug und was macht man im Zug, wenn man kein routinierter Fahrgast ist? Lesen ist schlecht, mir wird flau im Magen, ähnlich wie beim rückwärts Zug fahren. Arbeiten… ja ist eine Option, dachte ich und hatte mir auch ein paar Sachen mitgenommen. Bis mir dann aufging, dass das auch was mit Lesen zu tun hat und das Tippen auf dem MacBook ist genauso förderlich für meinen Magen, wie einfaches Lesen. Hörbuch hören? Ja, das klingt nach ´nem Plan. App gestartet und in die Blicke in die Dunkelheit schweifen lassen. Auf der Schulter des Protagonisten ging es dann auch weiter Richtung Ulm.

Mit der Zeit näherten wir uns Ulm, waren sozusagen um Ulm herum und was war jetzt eigentlich mit der Verspätung? In Gedanken saß ich bereits in Ulm am Bahnhof und wartete die Stunde, bis der nächste Zug in Richtung Friedrichshafen mich dann zum Ziel bringen sollte. Da hörte ich sie, die Durchsage auf die meine Sitznachbarn und ich gewartet hatten: „Wir erreichen Ulm mit ca. 2 Minuten Verspätung und ich darf Ihnen mitteilen, dass alle Anschlusszüge erreicht werden.“


Ich weiß schon, warum ich lieber mit dem Auto fahre…


Gut gelaunt ging es dann nach ein paar Stunden Schlaf am nächsten Morgen zum Frühstück. Nachdem ich am Vorabend bereits viele bekannte Gesichter gesehen hatte, war ich beim Frühstück umgeben von lieben Menschen - es versprach ein tolles Wochenende zu werden, ein Wochenende auf der „my cake“ Messe in Friedrichshafen. Und meine Erwartungen sollten bei Weitem übertroffen werden.


Im großen Eingangsbereich, wo den ganzen Morgen über Schlangen an den Tageskassen standen, war eine doch recht entspannte Stimmung, da sich alle auf ein Festival der süßen Künste freuten. Hinter der Kartenkontrolle folgte ein weitläufiges Atrium, wo neben Garderobe, der Versorgung des leiblichen Wohls eine Reihe von Tischen mit Stühlen aufgestellt waren, die zum Verweilen und plaudern einluden. Weiterhin gab es einen Barista, der seine mobile Espressobar im Gepäck hatte und das erste Highlight der „my cake“ - die erste (zumindest ist mir bisher keine andere bekannt) Live-Collaboration! Unter dem Motto „Help with Cake“ hatten hier namhafte Tortenkünstler aus der ganzen Welt detailverliebte Süßkunstwerke geschaffen und nach Friedrichshafen gebracht. Unter der organisatorischen Leitung von Nicola Keysselitz von Key for cakes entstanden insgesamt 9 Meisterwerke, die die Projekte der Worldwide Volunteers (WWV) aufgegriffen hatten. Wer mehr über die WWV erfahren möchte, der schaut einfach mal auf deren Webseite vorbei. Eine wirklich tolle Organisation, die in den letzten Jahren viel erreicht hat und die am Ende der Messe aus der Versteigerung der Exponate eine Spende in Höhe von 1.275 Euro erhalten sollte.


Auf der rechten Seiten, direkt gegenüber der Ausstellung der „Help with Cake“-Torten war die Live-Bühne, hier füllten sich bereits um kurz vor halb zehn die Reihen und als der wirklich grandiose Moderator Nik Herb um 9.45 Uhr auf die Bühne kam und die bezaubernde Betty von Betty´s Sugar Dreams ankündigte, war allen außenstehenden klar, warum das Auditorium so voll war. Betty ist und bleibt eine Erscheinung und bannt mit ihrem Charme und Können Jung und Alt auf ihren Stühlen.


Die Live-Bühne im Foyer West der Messe sollte an den beiden Tagen hochklassige Tortenkunst und Experten-Wissen vereinen. So war es kein Wunder, dass sich hier fast ausschließlich internationale Größen der Tortenszene die Klinke in die Hand geben sollten. Abgelöst wurde Betty von Theresa Täubrich von Crazy Sweets, die mit „schnellen Strukturen und Texturen auf Torten“ das interessierte Publikum begeisterte. Absolutes Trendthema und das gleich 2x stand danach auf dem Programm: Naked Cakes sind und bleiben „der“ Trend neben Fondanttorten und setzen neben Geschmack auch auf spezielle Ernährungsformen. Katharina Kuhlmann und Vanessa Dettenberg legten den Schwerpunkt ihres Auftritts auf die vegane Variante der Trendtorten.


Ich hätte die beiden Tage hier im Foyer West verbringen können, so standen doch noch Nicola Keysselitz von Key for Cakes, Valentina Terzieva von Valentina´s Sugarland und der Gewinner von „Das große Backen“ auf SAT.1 1 Patrick Dörner auf dem Programm. Aber in der Halle wurde ich bereits erwartet und so machte ich mich auf den Weg hinein - in ein Meer aus tausenden von Tortentanten, gut gelaunten Gleichgesinnten und einem fröhlichen Treiben an den Ständen der Hersteller, Aussteller und Tortenkünstler.


Ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie es auf einer Tortenmesse ist, wenn Du selbst noch nie auf einer warst, aber ich versuche es trotzdem einmal. Nimm einen schönen Sommertag im Park, bei dem Du zum Picknick mit Deinen besten Freundinnen und Freunden verabredet bist. Du kommst an und plötzlich triffst Du auf der Decke neben Dir alte Bekannte und auch neue Gesichter, die aber alle Deine Leidenschaft für eben dieses Thema - die süßen Künste - teilen. Der Tag beginnt und eh Du Dich versiehst, ist es Abend und Du hattest tolle Gespräche, wundervolle Momente und großartige Augenblicke. Du hast gelacht und der Tag ging wieder einmal viel zu schnell vorbei. Kennst Du das? Ich glaube das beschreibt ein solches Wochenende annähernd, wobei man kann es nicht wirklich in Worte fassen.


Neben den Ausstellern und Angeboten von Tortenzubehör über extrem leckere Brownies bis hin zu feinsten Trüffeln der Trüffelfee gab es auch einen Wettbewerb, bei dem sich jeder in einer der 7 Kategorien anmelden und eine Showtorte zur Bewertung durch die Fachjury ausstellen durfte. Was es hier zu sehen gab, war wirklich ganz großes Kino. Ich hätte auch hier stundenlang verweilen können und finde auch jetzt beim Durchschauen der Bilder immer noch Details an den Exponaten, die mich staunen lassen. Ich habe bei vielen keine Idee, wie lange die Teilnehmer an diesen Meisterwerken modelliert und dekoriert haben. Schade eigentlich, dass es hier so viele Disqualifikationen gab, aber Regeln sind nun mal Regeln und ich kann an dieser Stelle nur jedem empfehlen, die Arbeit immer mit dem Regelwerk des jeweiligen Wettbewerbs und auch der gewählten Kategorie zu vergleichen. Ausdrucken und daneben legen und immer wieder nachschauen. Aber damit auch schon genug des „erhobenen Zeigefingers“.


Ich bin jetzt schon bei mehr als 1.200 Wörter und könnte einfach immer weiter schreiben, aber ich denke, ich komme mal zum Ende, denn und das liegt mir persönlich ganz besonders am Herzen, ich möchte noch ganz kurz auf mein emotionales Highlight an diesem Wochenende eingehen. Und das ereignete sich am Sonntagnachmittag bei der Siegerehrung des Wettbewerbs durch die IGT e.V.:


Die Kinderkategorie ist immer die spannendste bei den Preisverleihungen solcher Events. Unter anderem auch, weil die Kids gerade was das Thema Erwartung und Leistungsdruck natürlich ganz anders an die Sache heran gehen. Ich habe schon Tränen gesehen, weil man dann eben doch „nur“ eine lobende Anerkennung bekam, genau wie routinierte 13-jährige, die zum wiederholten Male Gold mit nach Hause nehmen konnte. In Friedrichshafen durfte ich etwas erleben, was ich persönlich so noch nie erlebt hatte. Die Schaustücke in der Kinderkategorie waren durchweg alle gut gelungen. Man sieht wie viel Liebe und Zeit selbst der Nachwuchs schon in die Torten für solche Wettbewerbe steckt. Ich muss dazu und voller Stolz sagen, dass ich den kleinen Fabian Ziems nun selber auch seit einigen Monaten kenne und natürlich auch besonders mitgefiebert hatte, bis am Sonntag in der Früh dann endlich die Schildchen ihren Platz an den Torten gefunden hatten. Ich war echt glücklich, als ich die Wertung seiner Torte sah und wusste, da wird sich jemand freuen.


Gegen 11.00 Uhr traf ich ihn dann zusammen mit Mama und Oma im Gang und er flog mir mit Tränen in den Augen um den Hals und erzählte mir ganz stolz, dass er mit seiner Torte zum Thema „Sport“, die einen Waldsee darstellt, wo sich ein paar Jungs zum Orca-Schwimmen getroffen haben, Silber gewonnen hat. Ich hab ihn in den Arm genommen und da kamen mir schon die Tränen, weil ich mich so mit ihm gefreut habe.


Als dieser kleine Mann dann am Nachmittag die Bühne betrat, schmolzen - glaube ich - so ziemlich alle Herzen der Anwesenden im Auditorium und auf der Bühne. Als Fabian, außer Stand etwas auf Nik´s Frage zu antworten, ein Daaaaaaanke ins Mikrofon schluchzte konnte man sehen, wie den Mitgliedern der Jury und den Zuschauern der Preisverleihung reihum die Tränen in die Augen schossen und selbst der hartgesottenste konnte sich nicht davon freisprechen wenigstens ein feuchtes Auge zu haben. Die Freude dieses Jungen, der sein Hobby, seinen Lieblingssport mit der Kunst des Torten dekorieren vereint hatte, war so unglaublich emotional, dass mir wieder einmal mehr klar wurde, warum ich nun seit vielen Jahren Teil dieser Gemeinschaft bin und es viel mehr solcher Picknicks geben müsste. Auch an dieser Stelle noch einmal meiner herzlichsten Glückwunsch lieber Fabian, zum Silber im Kinderwettbewerb 7-11 Jahre zum Thema „Sport“ und damit auch gleichzeitig zu Platz 1 in dieser Kategorie. Meinen herzlichsten Glückwunsch natürlich auch an alle anderen Preisträger und Teilnehmer, die zu dieser wundervollen Messe einen großartigen Wettbewerb beigesteuert haben.


In diesem Sinne, backt Spaß!

Alex

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    Kommentare 1

    • Oh jaaa, der kleine Fabian war der Knaller!!! da kommt mir dass ich noch Fotos davon in meiner Kamera habe... die muss ich ja unbedingt gleich weiterschicken.
      Ich muss gestehen dass auch mir die Tränen kamen als dieses Herzergreifende DAAAAAAAAANKEE aus dem Mund des kleinen Künstlers kam. Ungetrübte Freude! so was schönes! <3 <3 <3

      Wieder ein netter Artikel... diese Columne gefällt mir! Nur immer weiter so ;)