Darum müssen Backfeen nachtaktiv sein

  • "Hallo, du bist ja Tortenexpertin und da hätte ich mal eine Frage..."

    Na, kommt Euch der Satz bekannt vor? ;)


    Klar, ich backe schon lange, habe viele Backbücher im Regal, gehe auf Wettbewerbe und schaue "Das große Backen", aber eine Expertin? Wohl eher gefährliches Halbwissen meinerseits. ^^

    Wenn ich gar an die Halbfinalfolge von DgB denke oder hätte Ihr gewusst, dass man Nougat nicht über kochendem Wasser schmelzen darf? Ich nicht!

    Wie dem auch sei, mein Freundeskreis vertraut auf "seine" Backexpertin, was mich natürlich ehrt. :love: Hier ein paar Beispiele aus jüngster Zeit.


    * * *


    23.09 Uhr - eingehende Nachricht über FB-Messenger


    "Hallo Britta, du bist ja Tortenexpertin. Was hast du den schon so für Hochzeitstorten gemacht? Wir brauchen eine in 14 Tagen. Ist das noch zu schaffen?"


    "Ob eine HT zu schaffen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: wie groß soll sie sein (Etagen), das ist meist von der Gästeanzahl abhängig; wie soll die Torte sein (mit Fondant oder ohne); wie kompliziert die Füllungen, WER macht die Torte und welche Erfahrungen hat derjenige. Theoretisch mit viel gutem Willen bekommst Du eine Torte zum gewünschten Datum hin."


    "Und wenn du eine machst? Ich selber schaffe es nicht und so viele Gäste sind es wegen der Umstände auch nicht."


    "Schöne Idee, aber ich mache keine Auftragstorten, nur Dummies für Wettbewerbe".


    "Ach, so ein Mist. Schade, aber die sehen wirklich immer klasse aus. Die Bäcker hier bei uns sind halt so unfähig."



    Bei so einer Anfrage mag ich zwar die Freundin ungern enttäuschen, aber da bleibt mir nichts anderes übrig.;(



    * * *


    Meine Mutter erzählte mir neulich am Telefon, dass sie der Nachbarin Zimtsterne von mir mitgegeben hätte. Besagte Nachbarin rief auch kurz danach bei mir an und wollte wissen, wie ich bloß die Glasur so schön hinbekommen habe. Sie fand die Plätzchen toll. Wenn sie Zimtsterne backt, seien immer Luftblasen in der Glasur drin.


    Was soll man da raten? :/ Ich kann dann nur berichten, wie ich es handhabe: Eiweiß leicht aufschlagen und dann nach und nach den gesiebten Puderzucker unterarbeiten. Auf die ausgestochenen Plätzchen die Glasur auftragen und für ca. 15 Minuten stehen lassen, bevor sie gebacken werden.


    Die Reaktion auf den Tipp... "die Zeit habe ich nicht"...tja...



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    23 Uhr - eingehende SMS


    "Noch wach?"


    "Ja, ich arbeite noch an einem Beitrag"


    "Da hab ich ja Glück gehabt. Bin jetzt doch noch am backen. Kann man Zimtsterne nachbacken?"



    'nachbacken' :?: Damit konnte ich nichts anfangen und hab kurzerhand die Freundin mal angerufen, was da los ist.


    Sie hatte Angst, dass ihre Zimtsterne noch zu weich und nicht durchgebacken sind nach Ablauf der Backzeit.


    Da konnte ich die Sorge nehmen, dass ging mir früher auch so. Aus Angst habe ich die Plätzchen dann immer länger gebacken und hatte hinterher "Zimt-Wurf-Sterne". Deren Verzehr war nur kurzfristig und mit Tunken in Kaffee oder Tee zu empfehlen. Die Zimtsterne müssen weich aus dem Ofen kommen! Mit dem Backpapier vom heißen Blech ziehen und auskühlen lassen. Nicht auf dem heißen Blech stehen lassen, da dieses noch Wärme abgibt und sie dann tatsächlich "nachbacken" würden.



    * * *



    Wie man an diesen Beispielen sieht, treten "Back-Notfälle" immer in den späten Abendstunden auf. Das kann ich selber aus leidvoller Erfahrung nur bestätigen (s. Buttercreme-Krise bei Papa's Geburtstagstorte). Darum müssen Backfeen von Natur aus nachtaktiv sein, denn ihre "Sprechstunden" finden zu den unmöglichsten Zeiten statt. ;)