Teilnahme an Tortenwettbewerben - ja oder nein?

  • (Beitrag von Userin GinkgoWerkstatt für die MyCakeColumna 2018)


    Jeder, der sich im Bereich der süßen Dekoration bewegt und gerne kreativ austobt, stellt sich wohl früher oder später der Frage: soll ich es mal mit einem Wettbewerb auf einer Messe versuchen?


    Meine Antwort dazu ist ganz klar: ja!


    Bevor ich mich selbst für meinen ersten Messe-Wettbewerb angemeldet hatte, waren es nur welche, die komplett online abgefertigt werden. Auch dort ist es natürlich spannend das Procedere mitzuverfolgen. Aber gerade online geht es nicht unbedingt immer fair zu. Im Regelfall haben dort diejenigen die besten Chancen, die auch die meisten Leute kennen – sofern nicht eine Fachjury bewertet. Und selbst dann passiert oft alles hinter verschlossenen Türen und keiner kann etwas nachvollziehen. Da es selten anonym ist, geht es auch oft nach Sympathien.


    Außerdem kann so ein Foto – je nach Filter, Perspektive oder Kenntnis in der Bildbearbeitung – auch über dieses oder jenes hinwegtäuschen. Somit gewinnt selten ein Wettbewerbsstück, dass fachlich/gestalterisch wirklich das Bessere wäre.


    2016 wollte ich es für mich wissen und nahm damals bei der Cake World Germany in Hannover teil. Einmal Feedback von qualifizierten Leuten bekommen, um zu wissen, wo ich stehe.

    Das war damals das Ziel... mittlerweile nutze ich jedes Mal die Möglichkeit an so einem Tortenwettbewerb teilzunehmen, wenn ich sie denn habe ;)


    Der Vorteil dieser Wettbewerbe ist ganz einfach der, dass a) anonym (wobei ein eindeutiger Stil einen schon verraten kann) und b) jeder für sich bewertet wird. Das heißt, man steht nicht in direkter Konkurrenz mit anderen Teilnehmern und entsprechend spielt es keine Rolle, wie viel Erfahrung diese haben. Oder wie viele Trophäen bereits bei denen zu Hause rumliegen.


    Wer an einen Wettbewerb teilnimmt, der sollte es in erste Linie für sich ganz allein machen. Oft erwähnen die Mitglieder des IGT e.V. (welche die Schaustücke bewerten), dass man sich an Altbewährtes halten soll, damit man auch Chancen auf gute Bewertungen hat.

    Ich persönlich sehe aber gerade solche Wettbewerbe als Herausforderung um Neues auszuprobieren.

    Wo sonst bekommt man dafür andernfalls die Chance? Das was man an Zeit in Wettbewerbsstücke investiert, würde man selten auch für eine Geburtstagstorte tun, die innerhalb kürzester Zeit vernichtet wird. Die Bewertung ist da dann tatsächlich eher zweitrangig.


    Gerade die Vorgaben sind es doch, die einen kreativ werden lassen und auch oft dazu führen, dass man sich an neue Materialien oder Ideen heranwagt. Ich hätte von mir aus z. B. nie im Leben ein dreistöckiges, beleuchtetes Lebkuchenhaus gebaut - wenn es nicht für die Kuchenliebe 2017 gewesen wäre.

    Würde man zudem immer nur das machen, was man schon gut kann, wäre es irgendwann auch langweilig und man würde sich nicht mehr weiter entwickeln. Dennoch sollte das Vorhaben im Rahmen bleiben und den eigenen Fähigkeiten bzw. Möglichkeiten entsprechen. Schließlich muss das Schaustück später auch noch transportiert werden können. Das ist manchmal auch so die eine oder andere Herausforderung und sollte bereits von Anfang an mit bedacht werden.


    Wenn es dann irgendwann soweit ist und das eigene Schaustück zwischen unzähligen anderen tollen Werken steht, dann kommen natürlich oft Zweifel. Was hat man sich dabei nur gedacht?

    Man vergleicht sich mit anderen, bekommt vielleicht den einen oder anderen unschönen Kommentar von Besuchern mit und möchte sein Werk am liebsten dezent verschwinden lassen.


    Oder die Bewertung entspricht nicht der Erhofften und man ist enttäuscht, dass die ganze Arbeit umsonst war. Aber war sie es denn wirklich?


    Wie bereits zuvor erwähnt, man soll es für sich machen!

    Wenn man an etwas arbeitet, auf das man selber stolz ist (oder wenigstens zufrieden ;)) dann sollte alles andere nur nebensächlich sein. Natürlich ist man auch selbst kritischer seinen eigenen Werken gegen über.

    Nur man selbst weiß aber, mit welchen Hürden man zu kämpfen hatte, was gut ging oder was komplett schief lief. Allein den Mut zu haben, etwas abzugeben und sich einem Publikum und einer Jury zu stellen, sollte einen stolz machen.

    Wer weiß schon mit welchen Handicap man zu kämpfen hatte? Ob Hitze etwas kurzfristig beschädigt hat? Oder ob andere Widrigkeiten einen immer wieder verzweifeln ließen?


    Spätestens bei der Bewertung muss man diese dann ganz sachlich für sich betrachten. Die Jury bewertet nur allein das was sie sehen, sie kennen keine Details zur Entstehung.

    Bei meinem letzten Schaustück war z. B. ein Kritikpunkt, dass ich nicht ordentlich mit der Airbrush gearbeitet hatte. Rein optisch war die Kritik völlig berechtigt. Für mich war sie dennoch nicht ausschlaggebend, denn die Jury wusste nicht, dass es eine Notlösung war. Ursprünglich sollte mit gefärbten Fondant gearbeitet werden. Dieser riss aber ständig, so dass ich mit weißem Fondant und Farbe arbeiten musste. Zuvor hatte ich das erst einmal gemacht. Dass das nicht perfekt werden konnte, war mir schon damals klar gewesen.

    Natürlich gibt es dann bei der Bewertung Punkteabzug, aber man hat sich der Herausforderung gestellt und sollte dann auch nicht traurig sein, dass es kein Gold geworden ist. Anders herum sollte man eher zufrieden mit sich sein, dass man trotz der Schwierigkeit sein Projekt abschließen konnte und nicht aufgegeben hat.


    Soll heißen, egal mit was für einer Urkunde man nach Hause kommt, man hat etwas gelernt und man hat sich weiter entwickelt – auch wenn es einem in dem Moment oft noch nicht bewusst wird. Eventuell hat man sogar hilfreiche Tipps im Jurygespräch bekommen, die einen beim nächsten Projekt enorm weiter helfen können.

    Und auch wenn man mal keine Urkunde bekommen hat, so gilt dies trotzdem alles. Die Erfahrungen und Erinnerungen kann einem keiner mehr nehmen.


    Betrachtet man nämlich so eine Wettbewerbsteilnahme ganz nüchtern und blendet Urkunden, Bewertungen und Feedback durch Besucher aus, so hat man ein Projekt durchgezogen, das einem Freude bereitet hat (zumindest sollte es das) und kann am Ende etwas in den Händen halten, auf das man stolz sein sollte.



    Also bei der nächsten Gelegenheit einfach mal mutig sein und sich zu einem Wettbewerb anmelden. Mittlerweile gibt es sie in allen Ecken Deutschlands und auch so unterschiedlich, dass für jeden eine passende Kategorie dabei ist.


    Und vielleicht stehen dann früher oder später sogar mal unsere Schaustücke nebeneinander! ;)


    Bis dahin!

    Anne


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  • Schöner Erfahrungsbericht, der bestimmt den einen oder anderen ermutigt, mal an einem Wettbewerb teilzunehmen. Bisher habe ich mir schlicht nicht die Zeit genommen, etwas für einen Wettbewerb zu gestalten, möchte das jedoch bald tun. :) Ich finde auch, dass die Vorgaben und Regularien nicht als Einschränkungen gesehen werden sollten, im Gegenteil. Wie du schreibst, strengt man sein Köpfchen dann erst recht an und denkt um die Ecke, um etwas tolles zu erschaffen.

  • Ich kann diese Frage auch mit einem ganz klaren "Ja" beantworten. Allerdings sollte man auf seine Motivation Acht geben!

    Ich habe 2018 das erste Mal an einem Wettbewerb im Bereich Zuckerfloristik teilgenommen und bin mit Silber nach Hause gegangen. Ich war völlig überwältigt, auch wenn dort nur 2 Gestecke standen. Es wird nach einem Punkteschema bewertet, allerdings fließt auch oft die subjektive Meinung der Juroren mit ein.

    Letztes Jahr hatte ich mich für Essen angemeldet mit dem Ziel, dieses Silber zu halten. Als ich mitbekam, wer alles in meiner Kategorie teilnehmen würde, habe ich kalte Füße bekommen und mich wieder abgemeldet. Um dann die Erkenntnis zu treffen, dass ich mich hätte in keiner Weise verstecken müssen.


    Dieses Jahr hab ich wieder in der Kategorie Zuckerblumen in Friedrichshafen teilgenommen. Meine Motivation dieses Mal: Mir ist es völlig egal, ob ich was gewinne (ok, disqualifiziert sollte nicht unbedingt daneben stehen), ich möchte den Leuten zeigen, was ich kann. Ich stelle nämlich immer wieder fest, wie schön man Bilder bearbeiten kann. Das hat dann oft mit dem Teil selber nichts mehr zu tun. Da ich Kurse gebe, ist es mir wichtig, dass die Leute sehen, wie es im Original aussieht. Ich habe 3 Monate an meinem Schaustück gearbeitet und wirklich 3 Monate komplett Spaß daran gehabt. Ok, den einen oder anderen verzweifelten Moment gab es natürlich schon, aber das gehört dazu.

    Mit mir haben 2 weitere aus der gleichen Kategorie abgegeben und am Liebsten hätte ich mein Gestrüpp wieder eingepackt. Waren diese Blumen genial!!!!! Ich habe mich wieder an meine Intension erinnert und nicht zurückgezogen.

    Als ich meine Auszeichnung, nämlich Gold, da stehen sah, bin ich tatsächlich in Tränen ausgebrochen, denn damit hätte ich bei dieser starken Konkurrenz niemals gerechnet. Gott sei Dank war die Messe zu diesem Zeitpunkt noch nicht eröffnet :-)

    Ich hatte mein Jurygespräch mit einer wahren Zuckerblumenikone, Michael Stierle, der mich rein technisch bewertete. Dafür bin ich ihm vermutlich ewig dankbar :-) Allerdings sagte er mir auch, dass mein Gesteck einfach was anderes ist, als die anderen. Ich bin komplett aus meiner Komfortzone herausgegangen und habe Blumen gezeigt, die ich vorher noch nie gemacht habe.


    Ich denke, wenn man eine Auszeichnung erwartet, beschränkt man sich selber zu sehr. Sucht euch eine Kategorie aus und legt los :-) Gebt euer Bestes, denn das ist es, was zählt! Ihr müsst mit euren Werken zufrieden sein und euch müssen sie gefallen. Wenn keine Auszeichnung dabei rüber kommt, dann geht die Welt nicht unter. Und vor allem: HABT NIE ANGST VOR KONKURRENZ!